Tötet Cannabis/Cannabisöl wirklich Hirntumorzellen (Glioma)?
Manche denken, dass es zu gut ist, um wahr zu sein.
Klinische Studien am Menschen warten noch auf Ergebnisse, aber jüngste Forschung macht Hoffnung. Wissenschaftler testen THC als natürlichen Tumor-Killer schon seit fast zwei Jahrzehnten. Die Resultate werden Sie überraschen.
Letzte Aktualisierung 03.2020
Cannabis und Hirntumor (Glioma)
Eine Gruppe spanischer Forscher sucht bereits seit fast zwei Jahrzehnten nach Cannabis-basierenden Methoden zur Krebsbehandlung. Das Team stammt von der Universität Complutense in Madrid. Bisher haben sich einige ihrer Experimente als wahre Wunder entpuppt.
Das Team unter der Leitung von Professor Guillermo Velasco und Professor Manuel Guzman testet die Fähigkeit der Cannabinoid-Therapie, Gliomzellen (Hirntumor) abzutöten. Gliome machen rund 80% aller bösartigen Hirntumore aus. In der Tat repräsentieren sie eine der aggressivsten Krebsart, die es gibt. Sobald ein Glioblastom Stufe 4 erreicht, beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung weniger als zwei Jahre. Dies unter Anwendung von Operationen und traditionellen Behandlungsmethoden wie Bestrahlung und Chemotherapie.
Bei solche düsteren Diagnosen ist die Entwicklung wirksamer Behandlungsalternativen ein absolutes Muss. Glücklicherweise hatte das Madrider Team Erfolg, obwohl einige dies für unmöglich hielten.
In den frühen 2000er-Jahren erreichten Dr. Velasco und sein Team einen Durchbruch. Sie applizierten extrahiertes THC auf kultivierte Glioblastomzellen außerhalb des Körpers.
THC ist der wichtigste psychoaktive Wirkstoff in Cannabis.
Was sich dann zutrug, schockierte Forscher auf der ganzen Welt. Die Tumorzellen hörten auf zu wachsen. Kurz darauf begannen die Tumorzellen tatsächlich abzusterben.
Aber warum? Es stellte sich heraus, dass THC Glioblastomzellen auf verschiedene Arten abtötet. THC und andere Cannabinoide schneiden die Blutversorgung des Tumors ab und führen dazu, dass die Krebszellen Selbstmord begehen.
Tod durch Verhungern
Im Jahr 2004 fanden Forscher heraus, dass Cannabis die Gene verändert, die einem Wirkstoff produzieren, der als VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) bekannt ist. VEGF steht für vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor. Dieser Wirkstoff hilft dabei, neue Blutgefäße zu bilden. Wenn Krebszellen anfangen, zu wachsen, müssen sie damit beginnen, ihre eigenen Blutgefäße zu bilden.
Die spanischen Forscher behandelten Mäuse und zwei menschliche Patienten, die Hirntumoren hatten, mit Cannabinoid-Medikamenten. In beiden Modellen wurde VEGF reduziert, was die Blutversorgung des Tumors einschränkte. Dieser Befund war wirklich bahnbrechend. Gekoppelt mit zusätzlichen Beweisen dafür, dass Cannabis das Wachstum von Tumoren verlangsamen kann, wurde die Befürwortung von Cannabinoidmedikamenten immer stärker.
Cannabinoide führen zum Krebszellen Tod
Eine weitere wichtige Entdeckung war, dass Cannabinoide tatsächlich Krebszellen töten können. Die Wirkstoffe in Cannabis verhinderten das Wachstum von Tumoren und begannen damit, sie zu auszuhungern, indem sie die Blutversorgung unterbanden, was schließlich zur Selbstzerstörung der Krebszellen führte. Diese Form von Selbstzerstörung ist, was Wissenschaftler “programmierten Zelltod” nennen.
Der programmierte Zelltod erfolgt auf zwei Arten: Apoptose und Autophagie. Sowohl Apoptose als auch Autophagie sind für Zellen normal. Wenn eine Zelle zu alt oder beschädigt wird, verwendet der Körper diese Mechanismen, um sie zu eliminieren.
Krebszellen zerstören sich jedoch aus irgendeinem Grund nicht selbst. Vielmehr wachsen sie immer weiter und verursachen lebensbedrohliche Tumore. Bei ihren Untersuchungen stellten die spanischen Forscher fest, dass THC die Krebszellen dazu veranlasste, „sich selbst zu verdauen”, oder Autophagie zu erleiden.
„Wir haben tatsächlich einen neuen Mechanismus entdeckt, durch den die Cannabinoide einen Signalweg aktivieren, der eine Autophagie auslöst, was wie eine Selbstverdauung der Zellen wäre. Wenn Cannabinoide sich also an die Zellen binden, lösen sie einen Zellsignalmechanismus aus.“
„Eines der Dinge, die sie aktivieren, ist wie eine Selbstverdauung der Zelle, welche zum Krebszelltod führt.“– Dr. Velasco
Das Bemerkenswerte ist, dass dieser Zelltod nur den Krebszellen passiert. Normale Zellen im Körper bleiben unversehrt. Dieses Ergebnis ist interessant, da die gleiche Gruppe von Forschern bereits 1998 herausgefunden hatte, dass THC auch die Apoptose in Gliomzellen auslöst. Cannabinoide töten also Krebszellen, indem sie beide Mechanismen des programmierten Zelltods auslösen.
Angesichts all dieses Potenzials ist es an der Zeit, dass wir klinische Studien an echten Krebspatienten durchführen. Zum Glück werden einige später in diesem Jahr beginnen.
Klinische Cannabis Studien sind Unterwegs
Velasco und sein Team arbeiten an einer größeren Studie. Die Studie wird 30 bis 40 Gliompatienten in einer Handvoll spanischer Krankenhäuser umfassen. Die Complutense Universität von Madrid hat sich mit diesen Krankenhäusern zusammengetan, um Cannabisbehandlungen zu verabreichen und deren Wirksamkeit zu testen. Das ist das erste Mal, dass so eine Untersuchung in einer Krankenhausumgebung durchgeführt wird.
Die Mittel für ihre Forschung stammen hauptsächlich aus Crowdfunding-Aktionen, die in ganz Europa durchgeführt wurden. Einige der größten Summen stammten von der „Medical Cannabis Bike Tour“. Diese Tour wird jedes Jahr von Luc Krol von Paradise Seeds in Amsterdam organisiert und hat mehrere Tausend Euro für Velascos Forschung gesammelt.
Im Jahr 2006 führte Velascos Team eine Pilotstudie mit nur neun Glioblastom-Patienten durch. In der Studie wurde nur THC untersucht, welches intrakraniell verabreicht wurde. Das heißt, es wurde direkt in ihre Gehirnen geleitet. In Zukunft werden Cannabinoidmedikamente in anderen Formaten verabreicht.
Die Ergebnisse der Pilotstudie sind interessant. Die Studie untersuchte Patienten, die auf konventionelle Behandlungen nicht ansprachen und bereits operiert worden waren, um die Tumore zu entfernen. Nach der Operation lebten die meisten Patienten im Durchschnitt 24 Wochen, sogar mit THC-Verabreichung. Zwei der Patienten lebten jedoch noch ein ganzes weiteres Jahr. Bei diesen Patienten schien die THC-Behandlung die Progression der Tumorzellen vorübergehend zu verlangsamen.
Acht aus neun Patienten zeigten eine positive Reaktion auf die THC-Behandlung, was Hoffnung für die weitere klinische Studien macht.
Cannabisöl und Glioblastoma
Im Jahr 2017 verzeichnete GW Pharma positive Ergebnisse mit einem rekurenten Glioblastom, das mit THC und CBD im Verhältnisvon 1:1 behandelt wurde. Es handelt sich um eine Phase-II-Studie, die statistische, wichtige Ergebnisse lieferte. Patienten, die Cannabisöl konsumierten, hatten nach einem Jahr eine Überlebensrate von 83 %, verglichen mit 55 % in der Placebo-Gruppe. Die durchschnittliche Überlebensrate in der Cannabisöl-Gruppe betrug mehr als 550 Tage, verglichen mit 369 Tagen für das Placebo.
Wie verwendet man Cannabis zur Behandlung von Hirntumoren (Glioma)?
Es gibt mehr als nur ein paar Geschichten von Leuten, die ihren Krebs mit Cannabis geheilt haben. Allerdings wurden bisher keine klinischen Studien zur Wirksamkeit von Cannabis-Medikamenten als alleinige Methode zur Krebsbehandlung abgeschlossen. Dies schafft ein paar Probleme. Die Ärzte sind sich immer noch nicht sicher, wie viel Cannabis verwendet werden sollte, oder welche Sorten am besten sind. Dr. Cristina Sanchez erklärt:
Wir wissen nicht, ob Cannabinoide Krebs heilen können, weil keine klinisch kontrollierten Studien vorliegen, die unser Wissen darüber darlegen, dass sie […] bei klinischen Krebsmodellen wirken, und wir haben eine Menge anekdotischer Berichte von Leuten, die sagen, dass sie mit Cannabinioden ihren Krebs geheilt haben. Aber aus medizinischer Sicht haben wir diese Beweise noch nicht.
– Dr. Sanchez
Auf die Frage nach dem spezifischen Verhältnis von THC zu CBD, das benötigt wird, um Krebs zu bekämpfen, fährt Dr. Sanchez fort:
Ich würde nicht sagen, dass ein Verhältnis von 1:1 notwendig ist. Ich würde sagen, dass jedes Individuum, jeder Patient, ein bestimmtes Verhältnis von Cannabioiden braucht. Zumindest haben wir das in unseren klinischen Krebsmodellen gesehen. Nicht nur wir, sondern auch die anderen Forschungsgruppen, die in diesem Bereich arbeiten. Was wir sehen, ist, dass in einigen Arten von Tumoren, zum Beispiel Glioblastome, Hirntumore, in diesen Fällen, mehr THC besser als ein 1:1-Verhältnis funktioniert.
– Dr. Sanchez
(Interview auf Englisch)
Zur Erinnerung, Cannabidiol (CBD) ist eine nicht-psychoaktiver Wirkstoff in der Cannabispflanze.
Es gibt keine einfachen Antworten, wenn es um Cannabis-Behandlung geht. Wenn man täglich nur ein wenig Cannabisöl einnimmt, kann dies die Größe oder Schwere eines Hirntumors nicht verringern. Dies führt dazu, dass Patienten in einer schwierigen Situation sind: Auf der einen Seite kann Cannabis eine äußerst wirksame Methode zur Krebsbehandlung sein. Auf der anderen Seite gibt es derzeit keine Möglichkeit zu sagen, welche Menge im Einzelfall effektiv ist.
Im Internet gibt es bereits viele positive Berichte von Leuten, die Cannabisöl zur Behandlung verschiedener Krebsarten verwenden. Anekdotische und klinische Beweise deuten jedoch darauf hin, dass Cannabismedikamente kurz vor dem Durchbruch stehen. Im Moment können wir nur die bisherigen Ressourcen nutzen und darauf warten, dass Velasco und sein Team ihre Studie abschließen. Wir hoffen auf positive Ergebnisse.